Samstag, 30. Januar 2010

Heimreise





Heute ist es soweit: Nach fünf Tagen Verspätung kommt unser Frachtschiff, die "Grande Francia" endlich in Buenos Aires an und wir gehen in ein paar Stunden an Bord. Danach sind wir ziemlich abgeschnitten vom Rest der Welt, es sei denn wir können an einem der Häfen auf der Route (Santoz, Rio, Dakar, und andere?!) mal von Bord und haben Zeit für ein Internetcafe.

Bis bald,
Alex und Christina

Donnerstag, 21. Januar 2010

Nachtrag: Weihnachten in Paraguay

Jetzt geht es aber mal ein wenig voran, denn gerade eben haben wir ein wenig mehr Zeit, so dass ihr auch die nächsten Tage neue "Nachträge" lesen könnt.

Angekommen in Argentinien war es leider schon recht spät, so dass wir direkt an der Grenze im kleinen Ort "La Quinca" übernachten mussten. Auch dieser Ort hat nicht viel zu bieten, außer vielen geschlossenen Restaurants und einem geöffneten Restaurant, in dem der Koch aber nicht zur Arbeit erscheint und in dem es deswegen auch nur Sandwiches und Pizzas gibt. Zusammen mit Pat, einem netten, neuen Bekannten aus der Nähe von Wales, gingen wir dann trotzdem dorthin. Schließlich wäre die einzige Alternative gewesen im Restaurant unserer Herberge zu essen, wo sich allerdings Pat eine leichte Lebensmittelvergiftung geholt hat. In der Gaststätte trafen wir dann auch noch unsere Komplizen beim Vordrängeln an der Grenze wieder (die mir auch freundlicher Weise ihre Gitarre zur Verfügung stellten bis 5 Minuten später der Zöllner ihre Papiere brachte und sie sich auf den Weg machten). Sie hatten auf Grund der langen Wartezeit ihren Bus nicht mehr erreicht und warteten jetzt auf den Nachtbus.
Zusammen war es ein ganz gemütlicher Abend bei leckerem "Quillmes Stout"-Bier... wirklich sehr, sehr lecker!

Aber auch das Bier konnte uns am nächsten Tag nicht aufhalten, so dass wir weiter nach Jujuy (ausgesprochen klingt das ungefähr so, als würde man jubelnd in einer Achterbahn sitzen, so dass der Name eigentlich immer von uns mit einem leichten Schmunzeln ausgesprochen wird). Von unserer ersten Parrillada in Argentinien hatte ich mir irgendwie mehr erhofft. Das eine Stück war zwar wirklich lecker, aber der Rest der Platte war mit gefülltem Magen und trockenem Hühnchen belegt.
Da nun ein wirklich langes Stück Weg vor uns lag bis nach Asuncion suchten wir uns frühzeitig in "ChuChuiii" ein Hotel. Und da wir mittlerweile von Parrilladas und Lomo Saltado wirklich genug hatten, gönnten wir uns aus dem Supermarkt leckeren Schinken, Käse, Oliven und ein Fläschchen Sekt. Schließlich hatten wir ein wunderschönes (nicht allzu billiges) Zimmer mit Tisch und Stühlen. Das muss gefeiert werden (auch wenn eine Klarglas-Klotür schon sehr gewöhnungsbedürftig ist)!

Schmausen im Hotelzimmer...

So gestärkt hofften wir am nächsten Tag bis Resistencia zu kommen. Dabei unterschätzten wir die Distanz aber etwas, so dass es schon dunkel war als wir in Presidencia (170 km vor Resisitencia) ankamen und nach einem Hotel suchten. Die unverschämten Preise in dem von uns zuerst auserwählten billigem Hotel trieben uns dann direkt in die Arme des 4-Sterne-Krabbeltier-Hotels. Zu erschöpft von der langen, langweiligen, geradeaus Fahrt durch schwüle, heiße Regionen, bemerkte ich die mehreren hundert teils toten, teils noch lebendigen Käfer auf dem roten Teppichboden erst nicht und staunte dementsprechend nicht schlecht, als mich Christina später darauf hinwies. "Egal, dann kommt eben ein Handtuch unter die Tür!" Weshalb dieses Hotel 4 Sterne hatte blieb uns übrigens auch ohne Käfer rätselhaft! Stichwort: Tote Tiere auf dem Frühstückstisch (nicht der Schinken!) und auch ansonsten ziemlich ungepflegt und dreckig mit schlechtem Service.

Argentinisches 4-Sterne Hotel

Jetzt nur schnell weiter nach Asuncion. Das einzige was uns noch aufhielt war die Hitze, die uns immer wieder zu Pausen zwang (nicht nur wir sondern auch die Mopeds liefen heiß), die häufigen Polizeikontrollen (Ortsein- und Ortsausgang: Pass, Führerschein, Fahrzeugschein, Versicherung, Zolldokumente, Impfausweis, ....), die zuerst nicht auffindbare Grenze und zu guter letzt auch noch die dehydrierte Batterie der Alpi, die uns zwang das Biest jedesmal wieder anzuschieben. Doch alles konnte geregelt werden und kaum dass wir die Grenze nach Paraguay überschritten hatten kam auch ENDLICH ein erfrischender kleiner Regenschauer. Was habe ich innerlich dabei auf meinem Moped gejubelt!

So jetzt sind wir also in Paraguay und wohin nun? Keine Straßenkarte von Asuncion, keinen Reiseführer, keine Adresse... nur eine in kyrillisch beschriftete Militärkarte von 1985 im Maßstab 1:500000 und eine Alpi die angeschoben werden wollte und die ich deshalb - selbst bei der Hitze in Paraguay - nicht ausmachte. Irgendwann würgte ich sie dann aber doch ab, als ich wegen eines Autos stark bremsen musste, doch etwas besseres hätte uns gar nicht passieren können. Sofort hielt einer der vielen Motorradfahrer aus Asuncion (den ich vorher noch freudlich gegrüßt hatte) an und fragte, ob er uns helfen könne. Von da an half er uns bei allen erdenklichen Sachen in den nächsten Tagen (Hotel, Essen, Adressen ausfindig machen, Geldautomat,...) und das obwohl er auch noch von früh bis spät als Busfahrer unterwegs war. Als er sogar unsere Einladung zum Abendessen ablehnte und nur meinte "Tranquillo!" (Ruhig!) hatten wir ein bisschen ein schlechtes Gewissen, da wir ihm anfangs finanzielle Motive unterstellten. Schließlich ist Paraguay das ärmste Land in Südamerika, doch nach unserer Erfahrung (nicht nur wegen José) ist es auch das Land mit den freundlichsten und hilfsbereitesten Einwohnern. Bitte nicht falsch verstehen, gemessen an europäischen Maßstäben sind hier sowieso alle hilfsbereit.

Mit Josés Hilfe fanden wir dann auch heraus, wo unsere Ersatzteile für die Mopeds in Asuncion waren, als ich dann aber hinfahren wollte um sie abzuholen war leider niemand da. Und da ich unterwegs mit der DR (die Vorderbremse ist für mich gewöhnungsbedürftig) wegrutschte, brachte ich statt Luftfilter und Co nur einen angeschrammten Ledergürtel, einen ordentlichen blauen Fleck (die Motorradhose mit den Polstern hatte ich wegen der unglaublichen Hitze nicht angezogen), ein Loch in meinem Jackenärmel und einen verbogenen DR-Lenker mit halb abgebrochenem Kupplungshebel mit. (Es ist also nichts schlimmes passiert.) Inzwischen haten wir auch alle nötigen Adressen um uns mit Mirtha, Emanuel und Adriana an Wiehnachten zu treffen, so dass wir das abholen der Teile auf nach Weihnachten verschoben. Auf der Fahrt nach San Bernadino wurden wir noch von Polizisten an einer Kontrollstation angehalten. Wir dachten uns schon: "Oh bitte nicht alle Dokumente sehen wollen! Das dauert lange und hier ist kein Schatten!". Aber die Beamten wollten einfach nur ein Foto mit uns, dann durften wir auch schon weiter. Wir ireal diese Situation auf uns wirkte sieht man auch gut an Christinas Gesichtsausdruck.

Keine Kontrolle, nur ein Foto...?!?
Christina und Mirtha

Weihnachten verbrachten wir dann bei ca. 38 Grad mit 70% Luftfeuchtigkeit im Hotel "Los Alpes" in San Bernadino. Wir schafften es sogar noch ein paar Empanadas an Heilig Abend aufzutreiben, so dass der Tisch (zusammen mit dem vorbestellten Kalten Buffet von Mirtha) reichlich gedeckt war. Mirtha musste dabei dann auch die Abmachung erfüllen einmal auf der DR mitzufahren, während Emanuel es denke ich genoß auf der Alpi mitfahren zu können (Ebenso wir ihm die kurze Fahrt auf der Alpi gefallen hat, als ich das Biest anschob und er zurück fuhr. An Emanuel: Du warst übrigens der einzige außer uns, der eines unserer Motorräder in Südamerika fahren durfte - wenn auch nur kurz.)
So richtig Weihnachtsstimmung kam aber bei Christina und mir nicht auf. Es ist einfach ein seltsames Gefühl, wenn man an Heilig Abend um 11 Uhr nochmal in den Pool springt, weil man sonst die Hitze nicht mehr aushält.

Heilig Abend in San Bernadino
Hotel "Los Alpes"

An den nächsten Tagen wollten wir dann in dem wunderschönen Hotel, mit üppigem Buffet und leckerem Frühstück am Pool entspannen. Dabei holten wir uns aber schon nach sehr, sehr kurzer Zeit einen Sonnenbrand, der sich gewaschen hatte. Von da an waren wir weniger draußen (wo ich mich sicherheithalber nun langärmlig kleidete) als drinnen. Entspannen konnten wir aber dank Klimaanlage trotzdem. Einzig die Frage wie wir weitermachen beschäftigte uns, bis wir uns schließlich dazu entschlossen nicht nach Chile, Patagonien und Feuerland zu fahren. Statt dessen beschlossen wir die Reise früher als geplant zu beenden, da uns zum einen etwas das Heimweh plagte und zum anderen, weil wir nicht mehr sehr aufnahmefähig für neue Eindrücke waren. Außerdem schaffte uns die Etape von Bolivien nach Asuncion ganz schön, so dass wir auf keinen Fall die ganze Strecke nochmal zurück fahren wollten. Lieber wollten wir an die Sträne Brasiliens und dort unseren "Companero de ruta" Guido auf seinem Zeltplatz besuchen, uns auf dem Weg die Iguacu Wasserfälle anschauen und dann durch Uruguay nach Buenos Aires fahren um dort das Ende der Rallye Dakar zu sehen. Patagonien und Feuerland werden uns nicht weglaufen, genauso wie die Atakamawüste nicht plötzlich überflutet werden wird.

Also kurz gefasst: Wir kommen heim!

Bevor wir uns auf den Weg machten besuchten wir mit Mirtha aber noch einen Freund (ursprünglich aus Wien) in Asuncion und holten unsere Ersatzteile bei Nico ab. Eigentlich wollten wir den Luftfilter der Alpi gleich austauschen, aber die zwei netten Männer in dem ansonsten gut ausgerüsteten Motorradgeschäft (wir konnten uns akzentfrei auf Deutsch unterhalten, da sie deutsche Vorfahren und Deutsch in der Schule hatten) meinten, dass in Paraguay sowas wohl nicht zu bekommen sei (fast genauso schwierig sei es mit 10W-40 für Motorräder). Der Versuch mit einer Sprühflasche 20W-50 auf den K&N-Filter zu bekommen scheiterte ebenfalls kläglich. Immerhin konnte die Batterie der Alpi mit Wasser versorgt werden, so dass das Anschieben (erstmal) vorbei war.

Paraguay

Die weitere Reise durch Paraguay war geprägt von enormer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und einem wirklich sehr erfrischenden und heftigem Regenschauer mit anschließendem Regenbogen. Außerdem stieß ich noch auf einen sehr begriffsstutzigen Polizisten, der irgendetwas von mir sehen wollte. Da ich jedoch nicht verstand was es war wurde es kompliziert: Ich fragte nach und nach, ob er dies oder jenes meinte und sagte ihm immer wieder dass ich nicht wüsste was er meint, da ich das Wort nicht verstehe. Ich gab ihm sogar mein Wörterbuch, damit er mir das Wort (ich hatte ja auch keine Ahnung wie man das Wort, das ich nicht ansatzweise verstand, schreibt) dort zeigen könnte und ich im endlich dieses verflixte Dokument zeigen könnte. Die alphabethische Sortierung und das Vorhandensein zweier verschiedener Sprachen in einem Buch irritierten ihn aber nur, so dass er immer nur stumpf und stur wiederholte "Tiene o no tiene?" (Haben Sie oder haben Sie nicht?). Na gut das kann ich auch: Ich wiederholte dann nur ebenso stur: "No sais, porque no lo entiendo!" (Ich weiß es nicht, weil ich es nicht verstehe!). Christina kam zum Glück besser mit "ihrem Beamten" zurecht, so dass er einfach irgendwann dem anderen Bescheid gab (mit Verlaub) endlich die Klappe zu halten.

An der Grenze ließen wir uns schließlich das erste Mal von "Schleppern" abzocken. Als es uns klar wurde machten wir ihnen das immerhin noch deutlich, worauf sie teils mit schelmischem Grinsen antworteten. Uns war es aber zu anstrengend weiter zu diskutieren, also nur schnell ab nach Brasilien. Doch Moment mal: "Chissa, komm zurück! Der Zoll ist hier!" Und dann hieß es erstmal ein paar Stunden auf den einzigen Zollbeamten warten, der unser Anliegen bearbeiten kann...

Bilder gibt es wieder hier.

Zur Heimreise: Da Flüge wirklich ziemlich teuer sind und wir dann auch noch eine sehr teure Motorradverschiffung bezahlen müssten, haben wir entschieden mit einem Frachtschiff zurück zu fahren. Auf diese Weise wartet doch noch ein 25-Tägiges kleines Abenteuer auf uns und die Heimfahrt bleibt auf Grund der geringen Transportkosten für die Motorräder bezahlbar. Allerdings bedeutet das auch, dass wir zwar am Montag (oder Dienstag oder Mittwoch) hier los fahren, aber erst irgendwann Mitte Februar in Hamburg ankommen. Auf unserem Weg liegen einige Häfen in Brasilien und Uruguay und Dakar im Senegal. Ob wir von den Städten mehr als das Panorama sehen hängt jedoch vom Schiff ab und wie lange es im Hafen bleibt (teilweise weniger als 6 Std.). Auf dem Schiff gibt es im Übrigen nicht viel (kein Internet, kein Telefon, kein Pool oder Sonnendeck). Mit ein wenig Glück gibt es eine kleine Bibliothek und eine Tischtennisplatte in einem kleinen Fitnesraum...