Mittwoch, 25. November 2009

Zeitmangel...

...hallo liebe Blogleser. Leider sind wir die letzten Tage nicht dazu gekommen einen Bericht über das Erlebte zu schreiben. Auch heute sind wir nur kurz online, da wir nach einer kalten und verregneten Fahrt von der Wüste in die Berge (Wüste heiss und trocken, Berge kalt und nass) nun ganz schnell in unsere warmen Schlafsäcke müssen. Sonst heisst es beim nächsten Mal: "Nix Neues! Immernoch krank!"

Zur überbrückung gibt es hier ein paar Bilder der letzten Tage...

Sind jetzt übrigens auf dem Weg nach Cuzco...

Samstag, 14. November 2009

Freunde in Chachapoyas

Weiter ging es nach Tingo in der Nähe von Chachapoyas... zumindest war das der Plan. Eigentlich sollte es schon früh losgehen, aber leider war die Strasse nur zwischen 11:40 und 12:30 befahrbar (Mittagspause der Bauarbeiter). Also mussten wir zwangsläufig ,denn eine Umleitung gab es auch nicht. Zwischewndurch gab es dann auch noch Stau (siehe Bild), ansonsten war die Strecke aber sehr gut, so dass wir um halb zwei schon in Chachapoyas waren.

Stau in Richtung Chachapoyas

Mitten auf dem zentralen Platz wurden wir dann von einem französischen Päarchen angesprochen, die zu zweit auf einem "Eisenschwein" (DR650) von Französisch Guayana unterwegs sind. Spontan liessen wir uns von Ludo und Gwenn dazu "überreden" in Chachapoyas zu bleiben und quartierten uns im selben Hostal (Hostal Kuelap) ein. Die beiden haben übrigens für eine solche Tour die beste Berufskombination: Mechaniker und Krankenschwester!

Ludo und Gwenn

Am nächsten Tag stand für uns vier dann etwas Kultur auf dem Programm. Über gewundene und schöne Schleichwege (schleichen kommt in diesem Fall von "langsam fahren") ging es über Tingo zu den Ruinen der befestigten Stadt Kuelap. Wir schlenderten durch die zum Teil gut erhaltenen Ruinen der Stadtmauer und der meist runden Häuser und trafen sogar einen Guide, der uns freundlicherweise in seiner Gruppe mit aufnahm.

Info zu Kuelap:
Die Stadt mit ca. 2500 Einwohnern wurde von den Chachapoya ("Wolkenkrieger") zur Inkazeit erbaut und von den Spaniern nie erobert, was an der geografischen Lage liegt. Die Inkas hingegen eroberten die Stadt sehr wohl und unterwarfen die gefürchteten grossen Krieger (sie waren tatsächlich grösser als die Inkas). Allerdings leisteten die Chachapoya immer wieder erheblichen Widerstand und waren sehr aufständisch. Ausgestorben ist die Stadt durch von Spaniern mitgebrachte Erreger, gegen die das Immunsystem der Einwohner wohl nicht gewachsen war...

Motorradfahrernachwuchs

Auf dem Rückweg (um ca 15:00 Uhr, nur ein Frühstück) ging dann leider das Federbein von Ludos DR kaputt (Das Öl lief aus), was aber die Laune der beiden Abenteurer nicht trübte (Respekt!). Auch Christinas DR machte wieder einmal seltsame Geräusche und meine Alpi lief auch nicht mehr so wie ich es von ihr gewohnt war. Wir gingen an diesem Abend also gut gelaunt ein paar Bierchen schnappen und haben Motorräder Motorräder sein lassen. Am nächsten Tag stand dann eine grössere Reinigungs- und Instandsetzungsaktion auf dem Programm (Anmerkung: Bei den Strassen- bzw. Pistenverhältnissen mit dem ganzen Staub und Dreck hier sind wir inzwischen vernünftigerweise dazu übergegangen, den Luftfilter und die Kette alle zwei Tage gründlich zu reinigen und diverse bewegliche Teile und Züge wirklich regelmässig zu fetten. Ansonsten hält unser Material wahrscheinlich nicht durch...).
Die anderen beiden haben sich daran gemacht, Ersatzteile zu ordern. Glücklicherweise haben sie einen guten Händler in Frankreich, der ihnen ein Reparaturkit kostenlos zuschickt. Auch für die stärkere Feder und das neue Öl, welches man hier nicht bekommt, müssen sie nur einen Spottpreis bezahlen. Einziger Haken an der Sache: 10 Tage warten, Werkzeug anfertigen lassen und hoffen, dass man die Reparatur hinbekommt ( normalerweise 30 Tage Einarbeitungszeit bis man soweit ist, ein Federbein zu reparieren). Aber (Zitat Ludo) "We have the time!"

Bastelarbeiten

Nachdem unsere Motorräder wieder fit waren sind wir allein zu den Sarkophagen von Karajia gefahren. Da unser Hostelvater gemeint hat, dass man mit den Motorrädern dorthin fahren kann, haben wir das auch versucht. Nach ein paar Hundert Metern in schwerem Gelände kamen dann aber doch Zweifel bei uns auf, ob wir ihn auch wirklich richtig verstanden hatten (mangelde Spanischkenntnisse). Schliesslich liessen wir die Mopeds einfach stehen (wer sollte sie hier schon klauen) und gingen die letzten 500 Meter zu Fuss weiter. Zuerst hatten wir die Skulpturen in der Felswand gar nicht gesehen und sind direkt darunter durchgelaufen. Als der Weg aber dann zu Ende war, drehten wir uns noch einmal um und siehe da: Sarkophage in der Felswand über uns! Wie sie dahin gekommen sind, können wir uns nicht erklären, aber sie haben von dort oben sicherlich einen herrlichen Ausblick auf das Tal.

Sarkophage von Karajia

Um die Mopeds schliesslich wieder diese paar Hundert Meter zurück zu bringen, brauchten wir etwa eine Stunde, viel Schweiss und später auch eine neue Werkzeugbox für Alex (Motorrad sass auf einem Erdhügel auf, so dass das Hinterrad in die Höhe kam und sich um einen Meter in den Graben versetzte und zur Folge hatte: "Mi Tubo es roto!"). Die neue Werkzeugbox ist nun eine schwarzglänzende Damenhandtasche. Fast so schön wie die pinke Werkzeugbox von Ludo (aber nur fast).

Am Morgen danach ist Alex dann um 6 aufgestanden und hat seinen Motorschutz ausgebeult, so dass es weiter in Richtung Cajamarca gehen konnte. Nachdem wiederum längeren Aufenthalt in Chachapoyas haben wir nun beschlossen, mal ein bisschen mehr Kilometer zu machen. Durch die Strassenverhältnisse und die Tatsache, dass wir einfach nicht zum früh aufstehen geboren sind, wird das aber nach wie vor erheblich erschwert. Deswegen schafften wir es auch nicht ganz bis Cajamarca, sondern nur bis Celendin. Da wir unterwegs noch eine Panne hatten (der Kupplungszug der Alpi ist gerissen, als Ausgleich bekamen wir eine Melone von einem Bauern geschenkt) war es auf den letzten 30km auch schon dunkel. Doch im Licht unserer Scheinwerfer konnten wir trotz Nebel die Vogelspinnen auf der Strasse (6 Stück auf 20 km) noch erkennen. Alex starb 1000 Tode!

In Cajamarca taten wir uns schwer, eine Unterkunft nach unseren Preisvorstellungen zu finden. Als dies geschafft war, bekamen die Mopeds mal wieder eine Wäsche verpasst (bei der Christinas Blicker abriss und ihre Armaturen unter dem mit Hochdruck hineingespritzten Wasser litten). Am nächsten Morgen gönnten wir uns ebenfalls ein erholsames Bad in den "Baños del Inka", wo auch schon Atahualpa seine Wunden aus dem Bruderkrieg im schwefeligen Thermalwasser ausgeheilt hat.Das Wasser ist 71 Grad heiss und wird mit kaltem Wasser vermischt ins Bad eingelassen. Wir hatten ein Privat-Baños mit dem Namen "Imperial".
Ausserdem haben wir uns in Cajamarca noch den Raum angeschaut, den Atahualpa mit Gold hat füllen lassen (geschätzter Wert allein des Goldes ca. 85 Mio. Euro) um seine Freiheit zu erkaufen (hat nix genutzt, denn er wurde auf dem Plaza de Armas von den Spaniern unter Pizarro erdrosselt). Auch der Ausblick auf die Stadt vom "Thron der Inkas" (hier hatte sich Atahualpa angeblich huldigen lassen) durfte nicht fehlen. Auffällig war dabei, dass der Berg, ein Präinka-Heiligtum, auch gleich mit einem grossen Kreuz und einer kleinen Kapelle christianisiert wurde.

Schwefelquellen von Baños del Inka

Heute sind wir in Pacasmayo an der Panamerikana. Hier an der Küste ist es ziemlich windig. Da wir morgens noch einkaufen waren (wir haben einen Zündkerzenschlüssel gesucht - unserer ging auf der Schotterpiste verloren - und ein paar andere Kleinigkeiten) und auch noch ein Internetcafe besuchten, geht das Kilometerfressen wohl erst morgen los...

Fotos gibt es wieder bei Flickr.

Mittwoch, 4. November 2009

Auf in Richtung Grenze...

Unser Frühstückscafe in BañosChristian und seine neue Kawasaki

Von Baños aus ging es nach 5 Nächten und einigen schönen Erlebnissen weiter in Richtung Peru. Christian, der in Baños ein schönes Hostel hat und bei dem wir auch schon das Pferdetreking gemacht haben, gab uns noch einige Tipps, wo wir langfahren könnten (Danke!). Die Tipps stammen zum Teil von ihm selbst als passioniertem Motorradfahrer und von anderen Motorradfahrern, die bei ihm übernachtet haben. Nach einem letzten Frühstück in unserem Lieblingscafe "Rico Pan" (die nette Inhaberin(?) hat uns sogar zum Abschied noch ein kleines Reiseproviant geschenkt und viel "suerte" gewünscht) und einigen "Fototerminen" (wir - oder wohl eher unsere Motorräder - sind immer wieder ein beliebtes Motiv bei Einheimischen) ging es los in Richtung Puyo und Macas (Amazonien), wobei uns Christian noch auf seiner neu erstandenen Kawasaki begleitete (Helmkameravideo kommt bald). So heiss wie dieser Name Amazonien schon klingt, war es auch... oder eher noch heisser! In den Motorradklamotten fühlten wir uns wie in Bratschläuchen, aber die Landschaft und die gesamte Strecke war wunderschön.
(Hier war natürlich Moskitoschutz angebracht: Deet und Moskitonetz. Ausserdem lege man Nachts eine Chrissa neben sich, falls doch mal eine Mücke schmausen will ;).... wenn, dann wird immer nur sie gestochen.)

Unterwegs haben wir noch Kommando - auch ein Schäferschatz.....KING :( ... - und sein Herrchen getroffen (oder umgekehrt). Sie haben einfach mal neben uns angehalten und mit uns geplaudert und uns viel Glück gewünscht. Wegen der Hitze haben wir ganz vergessen, nach dem Namen zu fragen, aber immerhin wissen wir, dass Kommandos Herrchen ein Hostal in Puyo aufbauen will. Wenn dies nur halb so schön wird, wie er nett ist, dann kann man es jetzt schon nur empfehlen. Und für Motorradfahrer wahrscheinlich noch empfehlenswerter, da er auch leidenschaftlicher Biker ist.

Commando und sein Herrchen

Geplantes Ziel des Tages war eigentlich Cuenca, doch da wir auch ca. 2 Stunden an einer Baustelle warten mussten (gefühlter Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen: 2 Liter), obwohl sie sagten in einer halben Stunde geht es weiter, kamen wir nur bis Limon. Glenda, mit der wir uns eigentlich in Cuenca treffen wollten, konnte leider auch nicht nach Cuenca kommen.

Das Hotel in Limon war so schön, dass ich am liebsten fast noch Nachts weiter gefahren wäre. (Chrissa fands nicht ganz so schlimm). Die Betrunkenen vom Dorffest sind gröhlend und schlägernd an unserem Hotel vorbei gezogen und haben sich letztendlich sogar in den Flur verirrt, da die Hoteltür offen war. Alles ziemlich blöd, denn beim Preis wurden wir auch abgezockt.

Früh am nächsten Morgen ging es dann endlich weiter. Jeder bekam noch schnell ein halbes Brötchen mit Marmelade als Frühstück und dann kamen - noch vor dem Mittagessen - 70km Schotter-"Passage" nach Cuenca. Kurz vor Cuenca gab es dann an einem Strasenrestaurant unser Allerheiligen-Mittagsmenü: Spanferkel!

Anmerkung:
Während in Deutschland an Allerheiligen gebibbert wird, wird in Ecuador bei 30 Grad Spanferkel gegrillt und mit der ganzen Familie unter Palmendächern verspeist. Durchaus eine Art zu feiern, die man auch mal in Deutschland einführen könnte... Ups! Bei euch hat es ja sogar schon geschneit (zumindest in Bayern)...

Der Grillmeister

Nach dem köstlichen Mahl sind wir durchgefahren bis Vilcabamba. Wir wollten zwar nicht im Dunkel fahren, aber die letzten 20 Minuten sind wir einfach dem örtlichen Bus hinterher gefahren (mit allen Zwischenstopps, ca alle 300m), weil: 1. Der kennt den Weg nach Vilcabamba und 2. Wie die Raiffeisen und Volksbanken macht er den Weg frei! Das ist im Dunkeln besonders von Vorteil.

Den Track dazu findet ihr hier.
Da die Hosteria "Izhcayluma" so wunderschön war, blieben wir dort auch gleich 4 Tage. Nach einem Tag Entspannen, feierten wir Alex´ Geburtstag: 6 Stunden Pferdetrecking (hatte er sich aber selbst ausgesucht) und eine Stunde Wandern im Nebelwald. Beim Aufsteigen auf das Pferd "Sultan" ging morgens gleich als erstes Alex´ Jeans im Schritt kaputt (Er hielt das Reiten trotzdem 6 Stunden lang durch. Das Galoppieren klappte auch besser). Aber der Trab war dennoch ziemlich schwierig. Denn in Ecuador reiten echt alle einen extrem schnellen Trab (und auch Schritt), was total unbequem ist. Durch ein ziemlich hartes Gebiss und gleichzeitig ordentlichen Sporengebrauch nimmt das Pferd dann eine ziemlich einzigartige Haltung und Bewegungen an.
Nach diesem anstrengenden (Geburts)Tag fehlte Alex abends fast (aber nur fast) die Motivation, noch zur Massage zu gehen, die ich für ihn zum Geburtstag gebucht hatte. Er legte sich deshalb mal schön gemeinsam mit dem Hund "Kafu" in die Hängematte zum Entspannen.
Schliesslich schaffte ich es dann noch, einen Kuchen zu organisieren, der extra von der Küche gebacken und nach dem Abendessen mit Geburtstagsständchen serviert wurde... (Er war leider zu schnell weg, um ein Foto zu machen)

Schliessloch schafften wir es dann doch, uns von Vilcabamba loszureissen und Christians Route Richtung Peru zu nehmen. Da sie (einzige!!!) Tankstelle auf dem Weg kein Benzin mehr hatte, kamen wir nach endlosem Schotter und beiderseits einem kleineren Hinfaller mit Ach und Krach über die Grenze zur nächsten "Tankstelle", wobei die Abwicklung an der Grenze relativ unprobnlematisch war: in 1,5 Stunden erledigt - inklusive Desinfektion der Motorräder (hä???).
Die Tankstelle war eine Fässertankstelle, versteckt in einem Lebensmittelgeschäft, wie wir sie wahrscheinlich noch oft benutzen werden (immerhin gab es 90 Oktan Benzin!). Zum Glück haben wir beide einen zusätzlichen Spritfilter...

Kafu und Alex

Jetzt sind wir also in Peru. Hier ist alles ausser der Sprit irgendwie noch billiger und die Strassen waren zunächst mal unter aller Kanone: Von Geröll über extreme Längsrillen hin zu medizinballgrossen Löchern. Und zur Abwechslung auch Sand oder Flussfurten - damit es auch nicht zu langweilig wird. So macht Schotterfahren keinen Spass...
Nach einer Übernachtung in Sann Ignacio kam heute aber der erste Teer kurz vor Jaén. Die Nord-Süd- Longitudinales sollen angeblich geteert sein (wir werden sehen, schön wärs).
In San Ignacio haben wir unseren Motorrädern eine professionelle Wäsche gegönnt, wobei wir zum Anziehuingspunkt der ganzen Mofa-Rikscha-Fahrer wurden, die unsere Motorräder bestaunten. Von einem der Fahrer bekamen jeder von uns sogar zum Andenken an San Ignacio in Peru noch ein Armbändchen geschenkt... (Gracias!)

José y amigos en San Ignacio

Und wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Teil der Geschichte...

Bilder
Tracks: Limón-Vilcabamba, Vilcabamba-San Ignacio, San Ignacio-Jaén.