Samstag, 5. Dezember 2009

Nachtrag: Von Pacasmayo nach Lima

Es ist schon wieder einige Zeit vergangen seit unserem letzten Blogeintrag. Jedoch keineswegs weil wir nichts erlebt haben. Im Gegenteil: Es gibt viel zu berichten und am besten fange ich wohl am Anfang an:

Kurz nach unserem letzten Eintrag hat Guido, ein weiterer Motorradfahrer, in unser Hostel in Pacasmayo eingecheckt. Natürlich kommt man da sofort ins Gespräch ("Sind das eure?"). Guido ist mehr oder weniger spontan in Utah mit dem Motorrad aufgebrochen, um nach Brasilien zu fahren, wo er im Sommer einen Campingplatz führt. Bei seinem Vorhaben wurde er aber sehr schnell aufgehalten, da er für mehrere Wochen nach Thailand eingeladen wurde... irgendwann ist er aber dann doch zurück in die USA und ist dann binnen 40 Tagen von Utah nach Pacasmayo gefahren. Da dachten wir uns mal wieder: "Krass! Irgendwie sind alle hier auf die ein oder andere Weise extremer unterwegs als wir!" Manche geben alles auf, verkaufen ihr Haus und sagen DANN allen Freunden und Verwandten, dass sie jetzt ein Jahr lang um die Welt reisen. Andere bringen ihr Motorrad auf kleinen Booten über den Amazonas nach Peru und wieder andere werden einfach mal nach Thailand eingeladen...

Guido "Fellow of the road"

Ich schweife ab. Was war bei uns so los? Zusammen mit Guido wollten wir von Pacasmayo aus in Richtung Huaraz fahren. Da Guidos XR aber leider nicht mehr ganz fit war (die Kette, die er in Súdamerika als Ersatz bekommen hat hat sich gedehnt wie ein Gummiband und das Ritzel sah dementsprechend leicht mitgenommen aus), hat er leider die letzte Schotterpassage nicht mitmachen können und ist direkt nach Lima gefahren, um sein Bike dort auf Vordermann zu bringen. (Der Polizist an der Kontrollstation kurz vor der Piste hat uns auch nicht gerade Mut gemacht: "Ihr wollt mit den Motorrädern da fahren?! Das ist aber sehr schwierig" und so weiter... Die Strecke war in Wirklichkeit aber vollkommen ok (Schotter eben) und nur die (unbeleuchteten) Tunnel haben den Puls erhöht. Christina ist spontan dazu eingefallen "FEAR OF THE DARK!" Ohne Hupe und Licht sollte man diese wohl eher nicht fahren, obwohl sich der Verkehr auf dieser Strecke auf vielleicht insgesamt 10 LKWs beschränkt. Übernachtet haben wir dann in einem kleinen Dörfchen, dessen Namen ich mir nie merken kann (Yuarmarca?!? Yurcamarca?). Hier sollte es ein Hostal geben und eine Tankstelle, die 90 Oktan-Sprit verkauft. Also haben wir eine Verkäuferin auf der Strasse gefragt, wo das Hostal ist und ob das mit dem Sprit stimmt. Dabei kam heraus, dass wir direkt vor dem Hostal standen und beides, sowohl Hostal als auch Tankstelle ihr gehören (Quasi ein Monopol)...
Das Zimmer war wohl das schlechteste bis jetzt, aber trotzdem nicht gerade billig für Peru. Wie gesagt, die Frau war geschäftstüchtig und wenn dann zwei Gringos kurz vor Nachteinbruch ein Zimmer brauchen, dann kostet ein ziemlich schäbiges Zimmer auch mal 20 Soles...

Da fühlt man sich doch wie daheim (fast)...

Am nächsten Tag ging es deswegen dann auch ohne Frühstück schnell weiter nach Huaraz. Das Frühstück haben wir mit leckeren Kaffeestückchen in Caraz nachgeholt. Leider war die Strecke nicht ganz so schön wie wir erhofft hatten, da das Wetter nicht mitspielte. Eigentlich dachten wir, dass die Cordilliera Blanca links und die Cordillera Negra rechts zu sehen sein würden, aber die beginnende Regenzeit in den Anden hat uns dieses Panorama mit dicken Wolken verdorben.

Huaraz

In Huaraz quartierten wir uns bei Fernando im Hostal Alfredo ein. Fernando ist Maschbauer und hat das Hostal erst seit 2 Monaten (und einen witzigen Gärtner, der ganz begeistert von den "Gringos simpaticos" war). Da Fernando sein Hostal noch ein bisschen besser vermarkten will, hat Alex ihm noch ein paar Tipps zum Erstellen von Flyern und Flashvideos gegeben.
Sehenswert in der Nähe von Huaraz (welches selbst eigentlich nicht sehenswert ist) waren die Ruinen von Chavin (1000 v. Chr.), zu denen wir über einen Viertausender-Pass gelangten- mit ein paar Regenschauern und ohne Regenklamotten. Dort waren wir für die einheimischen Chicos und Chicas die grössere Attraktion als die Ruinen, denn alle wollten unbedingt Fotos mit uns machen... am besten alle 25 oder so einzeln.

P1010434

In Chavin haben wir noch ein australisches Pärchen getroffen, das wie wir unterwegs ist- nur dass ihre Zweiräder keinen Motor haben (Respekt!).
Nach zwei Übernachtungen bei Fernando wollten wir aber weiter, denn erstens wollten wir Guido noch in Lima treffen und zweitens wollten wir an einen sonnigen Strand. Also auf nach Lima! Auf dem Weg dorthin (bzw. Barranca) machten wir dann trotz schlechten Wetters noch einen Abstecher zu den Puya Raimondis. Das sind Ananas-Gewächse, die über 10 Meter hoch werden können. Diese krassen Pflanzen fangen meist nach 50 bis 75 Jahren zu blühen an und sterben dann nach einmaliger Blüte ab. Einige Puyas werden sogar über 100 Jahre alt. Die 8000 bis 10000 Blüten werden übrigens vom possierlichen Grünkopf-Andenkolibri bestäubt.

Puya Raimondii und Alpi

Bis Lima schafften wir es dann aber an einem Tag doch nicht, weshalb wir uns in einem Hostal in Barranca einquartierten und die Mopeds direkt nebenan in einem Gasflaschen-Lager. Die freundliche Inhaberin des Geschäfts liess extra für uns einige Gasflaschen wegräumen, weil die Motorräder nicht wie geplant im Hof geparkt werden konnten (denn sie passten nicht durch die Hintertür).
Wieder zurück am Meer wollte Chrissa unbedingt mal wieder Camarones essen gehen. Wir fanden auch ein nettes Restaurant, was durch zu klein geratene Portionen allerdings enttäuschte (bei satten Preisen). Also nahmen wir uns ein Mototaxi zur Placa de Armas und gingen in einen Burger- und Cocktailladen nochmal "richtig" essen (1 Burger und 1 Schnitzel). Ziemlich verfressen, aber das Schnitzel hat Chrissa dann doch nicht ganz gepackt.
Der Weg von Barranca nach Lima (und auch weiter richtung Nazca runter) war eigentlich nur Wüste (hatte das gar nicht so wirklich erwartet... der ganze Sand..). Alex fand es trotzdem schön, und die Landschaft war auch wirklich eindrucksvoll. Wenn nicht die ganzen ätzenden Hühnerfarmen wären. Das muss an dieser Stelle wirklich einmal beschrieben werden, finde ich, denn ich war echt ziemlich schockiert. Weshalb auch kein "Pollo" mehr in Suedamerika auf meinen Teller kommt. Man muss sich das wirklich mal überlegen: Mitten in der heissen Sandwüste, weit weg vom nächsten Dorf oder der nächsten Stadt stehen diese Zelte: Rundum fast völlig mit Planen zugehängt und vollgestopft mit Hühnern. Und dann dieser erbärmliche Gestank... Irgendwie beschämend. In Deutschland gibt es wahrscheinlich fast die gleiche Massenhaltung, aber die Auslagerung mitten in die Wüste hatte so was von einem Gefangenenlager...

Hühnerfarm in der Wüste

Lima

Wie bereits erwähnt, wollten wir in Lima Guido wieder treffen. Ausserdem brauchten wir so langsam mal ein paar Ersatzteile wie zum Bespiel ein neues Visier für meinen Helm und neue Hinterreifen, da diese auch stark an Profil verloren haben. Der ursprüngliche Plan war, sich mit Guido in Verbindung zu setzen, um möglicherweise im selben Hostal unterzukommen. (Natürlich hofften wir auch, von Guido und seinem ansässigen Freund Ucho etwas Hife beim Einkaufsbummel zu bekommen, denn in einer 10 Millionen-Einwohner-Metropole kann es schon schwierig sein, sich zurechtzufinden...). Da wir die beiden aber nicht erreicht haben (und sie uns auch nicht, da Handynummern in Peru noch eine Ortsvorwahl benötigen), sind wir kurzerhand in "Los Olivos", einem Vorort von Lima, geblieben und haben uns alleine auf die Suche nach Motoröl gemacht. Jetzt mag einer denken: "Was ist daran so schwierig? 10W40 gibts doch überall!" DENKSTE! In Peru gibt es für Motorräder nur 20W50. Nachdem wir also bei uns in der Gegend alles abgeklappert hatten, wussten wir immerhin, dass es im Stadtteil Miraflores (einer der sehr wohlhabenden Stadtteile) sowas zu kaufen gibt. Naja, ein bisschen Zeit hatten wir ja noch bis es dunkel wird und auf der Panamericana kommt man ja bestimmt auch schnell voran... nochmal: DENKSTE! Die Panamericana ist hier zwar dreispurig (was bedeutet, dass teilweise in 4 Spuren gefahren wird), aber da immer wieder diese lästigen Microbusse an der Seite anhalten und auch ab und zu mal ein LKW auf der mittleren Spur liegen bleibt, ist das Vorankommen auf dieser Schnellstrasse vergleichbar mit Stadtverkehr inklusive vielen Ampeln. Deshalb war es dann auch schon dunkel als wir zu zweit auf der Alpi Miraflores erreichten. Gefunden haben wir dann natürlich auch nichts mehr. Dafür durften wir durch den Feierabend-Stadtverkehr dann zurück zum Hotel fahren. Insgesamt haben uns diese maximal 60 Kilometer etwas mehr als drei Stunden und unglaublich viele Nerven gekostet. (Im Vergleich zu Lima ist Guayaquil eine verkehrsberuhigte Zone! Todos loco!) Um uns noch mehr Fahrerei in Lima zu ersparen, sind wir am nächsten Tag nach Barranco gleich neben Miraflores umgezogen und von da an Taxi gefahren. Jetzt konnten wir uns wenigstens auf die Suche konzentrieren. Motoröl haben wir dank der Touristeninformation auch sehr schnell gefunden, bei der weiteren Suche wurden wir dann jedoch erstmal zu einem kleinen "Laden" (ein Haus mit grossem Tor und ohne Schild) geschickt. Dort gab es aber nur Hilfsmotoren für Fahrräder! Zum Glück wusste der nette Besitzer aber wo man so ziemlich alles für grosse Motorräder bekommt.

An alle Motorradfahrer in Südamerika:
To all bikers in Southamerica:
  • Barbacci Motos; Av. Petit Thouars #4324; Miraflores (Lima): Hier gibt es alles was das Motorrad begehrt! Everything you need for your motorbike!
  • Direli; Calle Victor Alzamora #325; Miraflores (Lima): Alle möglichen Pirelli-Reifen auf Lager! Nearly all types of Pirelli-tires are in stock!
  • Öl (10W40 von Motul für Motorräder) gibt es am Ende der Av. Republica de Panama in Miraflores. You can get oil (10W40 for motorbikes from Motul) at the end of Av. Republica de Panama in Miraflores.

Ersatzteile aus Lima (selbstbesorgt!)

Bei diesen Läden sind wir fündig geworden, so dass wir am nächsten Tag endlich den ölwechsel machen und die Motorräder pflegen konnten. Guido und seinen Kumpel habe wir trotzdem leider nicht treffen können. Doch dafür haben wir Steve, einen Kiwi-Jazz-Drummer (aus Neuseeland), getroffen, der seit zwei Jahren in Lima wohnt und vorher auf Kreuzfahrtschiffen gespielt hat. Er hat uns dann spontan zu seinem Konzert am Abend eingeladen. "Shamaniac" war der Titel für die Mischung aus Peruanischen Motiven mit Jazz-Musik. Stattgefunden hat das Konzert übrigens in San Isidro, dem wohlhabendsten Viertel in Lima. Hier kann man sogar spät nachts ruhigen Gewissens durch den Park "Los Olivos" gehen, wenn man sich nicht an dem halben Dutzend Brautpaaren stört, die dort ihre Hochzeitsfotos machen. Das Konzert war wirklich Spitze und das nicht nur, weil wir auf der "VIP-Liste" waren und nichts bezahlt haben. Nach dem Konzert haben wir uns noch ein bisschen die Fotos in der zum Theater gehörigen Galerie angeschaut.

Steve - The Kiwi-drummer

Dann hatten wir aber doch genug von Lima... und was dann passierte, das erfahrt ihr beim nächsten Mal ;)

2 Kommentare:

  1. Hola ! Que tal?

    We are always at Chachapoyas .... Normaly, we will receive our second paquet of France with a new shork absorber and new parts for the first one ! So we will not go to ecuador and for the postcard, we have send them to an hostel with a little word to ask for post them ... we hope...
    You´ve got a nice blog .....but we don't understand anything, sorry !
    feliz viaje!!!
    See you later.
    Los dos gringos perdidos.

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  2. Hi gringos,

    thanks for your message and also thank you for sending our postcards to Ecuador. We are really sorry to hear about your still broken shock absorber and we hope that you will be ready to ride on very soon.

    We just crossed the Bolivian Boarder... Perhaps we will meet again in Chile or somewhere. Southamerica isn¨t too big ;) and it would be really nice.

    As soon as I have some more time I will send you an email and tell you the most interesting and funniest parts of our trip.

    Good luck,
    Alex and Christina

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